Nachdem die Corona Krise wesentliche Teile der Weltwirtschaft gehörig ins Schwanken gebracht hat, stellt man sich in immer mehr Unternehmen die Frage, wie nachhaltig die traditionelle Form der Jahreszielplanung nach dem Prinzip des MbO denn überhaupt noch ist. Die Welt dreht sich zwar nicht mehr zunehmend schneller - aber sie dreht sich zeitgleich in unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Der Ansatz der gleichen Geschwindigkeiten hat globale Lieferketten nach dem Prinzip "just in time" erst möglich gemacht - unterschiedliche Kräfte des Bremsens und Beschleunigens machen dieses effizienzbasierte Wirtschaften aber aktuell schwer möglich. Die Konsequenzen erleben wir nun alle vielerorts.
Mit den Erfahrungen der aktuellen Krise kommen Methoden aus dem agilen Management wieder stärker in den Fokus - denn Organisationen, die sich durch ein agiles Methodenset ihre Beweglichkeit erhalten haben, kommen vielfach wesentlich besser durch bzw. aus der Krise. Die Methode der OKR's ist ein solches agiles Werkzeug, das einen wesentlichen Beitrag zur unternehmerischen Beweglichkeit leisten kann. Aber was verbirgt sich nun hinter diesen 3 Buchstaben und woher kommt es?
Als Erfinder des Konzepts gilt der spätere CEO von Intel Andy Grove. Grove hat schon in den 1970iger Jahren die Grenzen eines Managements bei Objectives erkannt. Das OKR-Modell, das erstmals bei INTEL zum Einsatz kam war für ihn der nächste logische Schritt. Es wird bis heute nicht nur bei Intel, sondern auch bei Unternehmen wie Google oder LinkedIn erfolgreich eingesetzt. Was kennzeichnet nun aber das Konzept der Objectives and Key Results?
Ein Objective gibt grundsätzlich die Richtung vor. Im Deutschen würde man an dieser Stelle am ehesten das Wort Ziel verwenden. Verwechseln Sie es aber bitte nicht mit dem Ziel, das Sie vielleicht aus dem klassischen Leistungsmanagement, kennen, das nach der SMART-Methode formuliert wurde. Ein OKR-Ziel ist anders - es gibt vor allem die Richtung vor - es ist mehr eine Vision als ein klassisches Ziel.
Die Key Results, also die Schlüsselergebnisse sind ähnlich der Meilensteine, die sich tatsächlich auch messen lassen. Ich möchte dazu gerne ein Beispiel bringen. Sie sind bspw. Vorstand in einem Kulturverein und planen mit Ihren Mitgliedern einen Wochenendausflug in die Kulturmetropole Rom. Auf den Zielort haben Sie sich im Vorfeld schon geeinigt - und auch darauf, dass Kultur im Fokus der Reise steht. Dieser Umstand beschreibt im OKR das Objektive. Dieses Objektive bringt sie aber noch nicht nach Rom. Es gilt festzulegen, wie man bspw. die Reise bestreiten möchte - Flug? Nachzug? Fahrgemeinschaften im PKW? Es gilt auch zu klären, welche Sehenswürdigkeiten besichtig werden sollen. Machen das alle gemeinsam? Gibt es Teilgruppen? Dies alles sind Beiträge die letztlich in das Objective einzahlen - im OKR spricht man dabei von Key Results. Jeder ist eingeladen, zum Gelingen der Reise einen entsprechenden Beitrag zu leisten - im Mitdenken, Mitplanen und Mitgestalten.
Werfen Sie gemeinsam mit mir einen Blick auf die Regeln, die Alphabet der Mutterkonzern von Google für die Formulierung seiner Objectives und Key Results aufgestellt hat. Demnach beschreiben die Objectives die Ziele des WAS. Diese Ziele besitzen bei Google im Idealfall die folgenden Eigenschaften.
O Sie drücken Wünsche und Absichten aus
O Sie sind aggressiv, aber realistisch
O Sie sind greifbar, objektiv und eindeutig
O Ihr Erreichen stellt einen klaren Wert dar
Es sollte für einen Beobachter, ob Mitarbeiter oder Führungskraft, klar erkennbar sein, ob diese erreicht wurden - oder eben auch nicht. Nun kommen wir zu den Key Results, den Schlüsselergebnissen. Sie stehen für das WIE. Key Results sind messbare Schlüsselergebnisse, deren Erreichung dazu beiträgt, dass die Organisation dem Ziel näher kommt. Sie beschreiben explizit keine unmittelbaren Aktivitäten und operative Aufgaben. Die Schlüsselergebnisse enthalten klare Belege für ihre Erreichung. Diese Belege sind verfügbar, glaubwürdig und für alle Beteiligten jederzeit abrufbar.
Ein weiterer Punkt ist bei der Formulierung von Objctives noch wesentlich - denn es gibt zwei Arten von Objectives - die Verpflichtenden und die Ambitionierten. Bei einem verpflichtenden Ziel geht es darum, sicherzustellen, dass es erreicht werden kann. Im Unternehmen werden dementsprechend Ressourcen zugewiesen oder andere Aktivitäten ausgeführt, um das Ziel zu erreichen. Ein ambitioniertes Ziel hingegen ist in erster Linie eine Vision, das heißt, eine Vorstellung, wie die Welt zukünftig aussehen sollte. Diese Vorstellung gilt auch, wenn noch nicht bekannt ist, wie der Weg zu ihrer Verwirklichung aussieht und welche Ressourcen benötigt werden, um ihn zu beschreiten. Hier zeigt sich auch der Unterschied im Energie- als auch im Anspruchsniveau von OKR's. Es gilt in erster Linie einer Idee zu folgen und diese dann Schritt für Schritt in die Welt zu bringen.
# Diesen Blogbeitrag finden Sie auch als Podcast in der Organisationsmanufaktur HörBar.
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