Gerade zu Jahresbeginn haben die guten Vorsätze wieder Saison. Vom "Nichtrauchen" über "Diät halten" bis hin zu "...ich werde Sport betreiben" erstrecken sich hier die Ideen zukünftig etwas anders zu machen. Angeblich sind es letztlich weniger als zehn Prozent der Vorhaben, die tatsächlich realisiert werden. Zu angenehm sind die gewohnten Verhaltensweisen, zu unsicher die Erfolgsaussichten oder zu hoch ist der Energieaufwand eine tatsächliche Veränderung - auch wenn diese notwendig und sinnvoll ist - auf den Weg zu bringen.
So wie wir das mitunter bei uns selbst kennen, lässt sich das gleiche "VerHALTEN" auch bei Organisationen bzw. Unternehmen stetig beobachten. Was sich dahinter verbirgt bezeichnet die Psychologie als Muster bzw. Musterverhalten. Diese Muster beeinflussen nicht nur das tägliche Tun, sondern sie entfalten Ihre Wirkung schon bei der Wahrnehmung - bei dem was wir sehen, hören und spüren und bei dem, was wir eben nicht sehen, nicht hören und nicht spüren (können).
Evolutionär betrachtet machen diese Muster durchaus Sinn, denn Sie helfen den Fokus auf das (scheinbar) Wesentliche zu richten und schützen damit vor (unnötiger) Ablenkung. Muster schaffen (vermeintlich) Sicherheit, da diese uns dabei unterstützen Routinen leicht abrufbar zu haben - ganz nach dem Prinzip "Übung macht den Meister". Muster sorgen für Stabilität und stärken die Effizienz. Evolutionär macht das alles Sinn - aber erfüllen Muster auch noch ausreichend ihren Zweck in Zeiten stetigen Wandels und ununterbrochenem Anspruch anpassungsfähig zu sein? Sind Muster zu einem Klotz am Bein geworden?
Die Antwort ist vermutlich ein klassisches JEIN. Routinen und standardisierte Verhaltensweisen machen Sinn - allerdings nur dann, wenn diese mit ausreichender Energie auch stetig in Frage gestellt werden können - oder noch besser - in Frage gestellt werden müssen. Dieser Energieeinsatz wird zunehmenden notwendiger für das Überleben von Organisationen und deren Akteure. Spätestens die Wahrnehmung "...es läuft eh gut" ist ein lautstarker Hinweis darauf, dass Bestehendes kompromisslos in Frage gestellt werden muss. Die Anforderung ist nicht, dass dann Muster und (organisationale) Verhaltensweisen dem Veränderungsanspruch wegen geändert werden - der Anspruch sollte aber auf jeden Fall der sein, dass Routinen immer wieder aktiv bestätigt werden müssen. Damit bleiben auch (vermeintliche) Gewohnheiten in Beobachtung - sie bleiben sichtbar, sie bleiben wahrnehmbar und sie bleiben damit auch veränderbar. Nur was in der Aufmerksamkeit bleibt, kann auch bearbeitet werden.
In der modernden Organisationsentwicklung hat sich für diesen Erhalt von Beweglichkeit der Begriff Agilität (Agile Organisation) etabliert. Der Wunsch ein agiles Unternehmen zu sein ist sehr verbreitet, aber (und da sind wir wieder bei dem Prinzip der Vorsätze) nur selten realisiert. Zu sehr sind Unternehmen bspw. dem Gedanken der mittel- und langfristigen Planung verhaftet. Planung macht Pläne aber schafft noch keine Beweglichkeit oder gar (organisationale) Fitness um den teilweise rauen Rahmenbedingungen auf den Märkten zu begegnen.
Veränderung von Mustern braucht zumindest ähnlich viel Energie (Ressourcen) wie das etablieren Derselben (durch z.B. Prozesse, Schulung, Information). Hier sind die Führungskräfte der Unternehmen gefordert genau diese Ressourcen zur Verfügung zu stellen, deren Nutzung auch einzufordern und sich selbst zu verordnen. Als Ressourcen sind hier Zeit, Raum und Möglichkeit zu verstehen. Wenn schon das Muster "...wir müssen planen" nicht veränderbar ist, dann sollten zumindest in dieser Planung die Ressourcen für das kontinuierliche "in Frage stellen" mit eingeplant werden.
TIPP: Nehmen Sie als Führungskraft zumindest 10% jener Ressourcen, die in die lückenlose und fehlerfreie Planung investiert werden und stellen Sie diese für Zeit, Raum und Möglichkeit zum kritischen Hinterfragen von Mustern zur Verfügung. Damit schaffen sie über die Planung Sicherheit und zeitgleich öffnen Sie den Rahmen für (kontinuierliche) Veränderung und Anpassungsfähigkeit (Agilität).
Muster produzieren Licht wie auch Schatten - Muster sind Fluch und Segen... beides gilt es zu akzeptieren und zu schätzen. Laufen Sie nicht Gefahr in die Muster_HAFT_igkeit abzugleiten, denn was haftet, das klebt - oder noch radikaler - wer inHAFTiert ist, ist gefangen. Genau diese Metaphern gilt es als Verantwortungsträger in Organisationen im Auge zu behalten und verantwortungsvoll in BeWEGlichkeit zu investieren.
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