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AutorenbildMarkus Wachter

"Out of HoFFICE"

…so, oder so ähnlich wird wohl in Kürze die Standardüberschrift einzelner Abwesenheitsassistenten aussehen – sofern es diese zukünftig überhaupt noch gibt. Mit Corona ist das Arbeiten im Home Office von einem Randthema für Organisationen und MitarbeiterInnen ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Durch die Erkenntnis, das betriebliche Kollaboration nicht zwingend ein Büro und einen Parkplatz braucht, wird sich generell das gewohnte Gefüge unserer Arbeitswelten neu ausrichten. Damit ergeben sich aber auch eine Vielzahl von Fragen, die zeitnah auch Antworten brauchen. Schauen wir nun gemeinsam auf die Felder, die ab jetzt in einer neuen Form beackert und bestellt werden müssen um für Zukunft wieder ausreichend unternehmerischen Erfolg sicher zu stellen.


Einige Big Player im globalen Business haben den Ball, der mit Corona gehörig Geschwindigkeit aufgenommen hat, schon aufgenommen. Shopify, Facebook und Google sind nicht nur, was Ihre Produkte betrifft, auf den Zug des Distance Working aufgesprungen – sie setzen unmittelbar auch erste Akzente das Global Working weiter zu forcieren, was auch anderweitig nicht ohne Wirkung bleiben wird. Die Annahme ist, dass sehr zeitnah zumindest 50% der Officetätigkeiten, die über digitale Devices gemacht werden können, in den eigenen vier Wänden der jeweiligen MitarbeiterInnen stattfinden. Dieser Umstand hat hohes Potenzial für eine Win-Win Situation für Unternehmen als auch deren MitarbeiterInnen – vorausgesetzt ist allerdings ein proaktiver Gestaltungswille der davon betroffenen Protagonisten und Stakeholder.


Ein Durchschnittlicher Büroarbeitsplatz in Österreich verursacht pro Jahr einen Kostenaufwand von 5000 – 7000€. Rechnet man die technische Infrastruktur, die ja auch im Homeoffice gebraucht wird weg, dann bleiben mit Sicherheit noch immer 2/3 dieses Betrages als potenzielle Schwungmasse für Einsparungen bestehen. Keine guten Nachrichten für Betreiber von Bürogebäuden und FacilitymanagerInnen. Die Hälfte der Flächen kann an dieser Stelle gut eingespart werden, wenn man im Gegenzug intelligent in Coworking der MitarebieterInnen investiert. Neben den Büroflächen gibt es damit auch Einsparungspotenzial bei den abertausenden Firmenparkplätzen. Wenn nur maximal 50% der Belegschaft zur gleichen Zeit die räumliche Firmeninfrastruktur nutzt, bracht es wohl ebenso weniger Stellplätze. Heizung, Klima, Kantine, Reinigung, Kilometergelder… alles Potenzial für Einsparungen.


Nur mit der Einsparungsbrille auf diese Entwicklung zu schauen, ist allerdings ein Fehler, den es tunlichst nicht zu machen gilt – denn an anderen Seiten gilt es hier in Infrastruktur, Kultur und in ein gemeinsames Regelwerk für gelingende Kollaboration zu investieren. Zoom und Teams sind sehr schnell auf den Laptops installiert und in Zeiten der Krise ist das bzw. war das eine durchaus gangbare Notlösung – aber für den Dauerbetrieb braucht es mehr. NEW KIND OF WORK – oder besser THE ART OF WORK gilt es weiter zu denken und weiter proaktiv zu gestalten.


Fragen, die sich auf diesem Weg auftun und nach Antworten suchen gibt es viele. Sehr viele davon brauchen den Dialog zwischen Unternehmen, MitarbeiterInnen, Politik und jeweiliger Personalvertretungen. Das allgemeine Bedürfnis nach Flexibilität, Agilität und Mobilität als Basis für hinreichende Stabilität liegt jetzt offen am Tisch und ist nicht durch Nichtbeachtung, wie in der Vergangenheit, lösbar. Es braucht dringend eine der Post-Corona-Zeit angepassten Gesetzgebung, die einen Rahmen spannt und gleichzeitig die Beweglichkeit zulässt, die dem wirtschaftlichen als auch sozialen Umfeld ein Leben und nicht nur ein Überleben ermöglicht. Viele kleine Lösungen sind die Basis für größere Veränderungen – und die kleinen Lösungen sind in jedem Unternehmen und bei jedem Mitarbeiter nicht nur zu suchen, sondern mit Sicherheit auch zu finden. Beispiele dafür sind gemeinsame Ansätze für die Lösung von An- und Abwesenheiten – analog und digital. Wann ist wer im Büro, wann wer im Home Office? Zu welchen Zeiten muss Erreichbarkeit garantiert sein – wann darf/soll/muss man sich aber auch aus dem System Arbeit ausklinken? Wie wird die Frage der Informations- und Datensicherheit gewährt? Welchen Beitrag leisten Unternehmen, wenn MitarbeiterInnen Ihre eigene Infrastruktur nutzen? Gibt es hier Aufwandsentschädigungen die im Detail abgerechnet werden müssen oder kann man hier auch mit einer (großzügigen) Infrastrukturpauschale arbeiten, die auch gut in einer Betriebsvereinbarung oder auch in einer UnternehmensPOLICY festgehalten werden können?


Herausfordernder wird es ganz sicher bei der Frage, wann überhaupt gearbeitet werden darf, soll oder muss. Das Arbeitszeitgesetz setzt hier sehr enge Grenzen – Zuschläge, Ruhezeiten und Pausenregelungen sind hier einzuhalten, die sich im HoFFICE wohl noch schwerer umsetzen lassen, als das schon im klassischen Büroalltag möglich war. An dieser Stelle empfehlen wir frühzeitig das Zepter in Hand zu nehmen und die entsprechenden Stakeholder an einen Tisch zu bringen. Die fertigen Lösungen werden hier wohl nicht gleich aus der Torte springen, aber mit Sicherheit eine Vielzahl von Ansätzen, die es gilt auszuprobieren, zu beobachten, zu evaluieren und dann besser zu machen. Step by Step. Im Sinne des Sharing empfehlen wir hier die positive Vernetzung mit anderen Organisationen um gegenseitig aus den jeweiligen Erfahrungen zu profitieren. Die Qualität solcher Prozesse kann durch die Begleitung von externen ModeratorInnen erheblich verbessert werden. Diese schauen auf das Gelingen des Prozesses während die ProtagostInnen sich auf die inhaltlichen Aspekte fokussieren können.


Die Veränderungen rund um HoFFICE löst aber nicht nur innerbetrieblich ein Umdenken aus – auch die Arbeitsmärkte werden dadurch „Gott sei Dank“ oder „leider“ beweglicher. Wenn die Nähe zum Arbeitsplatz teilweise durch die Überwindung von nur wenigen Metern möglich ist, werden Arbeitsmärkte sich neu organisieren. In österreichischen Verhältnissen gedacht, liegt die Zumutbarkeit einer Wegstrecke vom Wohnort zum Arbeitsort bei 60-90 Minuten (one way). Betrachtet man nun aber nicht mehr die tägliche Wegstrecke, sondern kalkuliert z.B. pro Woche, liegen hier 10-15 Stunden Fahrzeit im Pot. Wenn ein Mitarbeiter nun nur noch jeden zweiten Tag diese Zeit-Weg-Strecke bewältigen muss, kann die Distanz damit bis zu doppelt soweit sein wie bisher. In Wien wohnen und Salzburg arbeiten wir damit zu einem realistischen Szenario. Für manche mag das ein attraktives Szenario sein, für andere der Horror schlecht hin. Faktum aber ist, das das ein Teil der neuen Realität sein wird – und es gilt sich als potenzieller Mitarbeiter, als Unternehmen und natürlich auch als Politik sich dieses Themas unmittelbar anzunehmen. Das 123-Ticket für Pauschalnutzung der öffentlichen Verkehrsmittel ist hier schon ein wesentlicher Beitrag für unseren Reisenden zwischen Wien und Salzburg – gepaarte Reise- und Arbeitszeit inklusive. Aus zukünftig teilweise verwaisten Bürotürmen, könnte man in absehbarer Zeit auch HoFFICE Hotels machen. Klein, fein, praktisch, mit guter technischer Anbindung und kostengünstig – mehr braucht es nicht, für 2-3 mögliche Übernachtungen pro Woche nahe der Unternehmenszentralen. CoWorking Space mit angeschlossenem CoHoFFICE Space. Der Rest geht gut vom echten Heimarbeitsplatz. Auch hier sei gesagt, dass das Warten auf viele dafür politische Entscheidungen wohl jenes Zeitfenster verstreichen lässt, dass die positive Differenzierung auf den Arbeitsmärkten möglich machen würde.

Empfehlung an alle Protagonisten – werden sie JETZT aktiv… und gestalten Sie den Rahmen, den die Post-Corona-Ära für ein erfolgreiches Wirtschaften bereits wage aber gut sichtbar gespannt hat.


Höhere Mobilität am Arbeitsmarkt kann aber auch so interpretiert werden, wie das gerade Marc Zuckerberg macht. Er orientiert sich dabei für die Entlohnung am Kaufkraftniveau des Home und nicht des Office. In den USA und vielen anderen Ländern ist das möglich. In Österreich gibt es dafür entsprechende Kollektivverträge, die derartigen Auslegungen einen Riegel vorschieben. Es sei zu hoffen, dass Zuckerberg mit diesem Ansatz nicht allzu viele Nachahmer findet. Das würde die Möglichkeiten der neuen Freiheit schnell zunichtemachen. Gleichzeitig tut sich hier auch eine Chance für einen schrittweisen Ausgleich der Kaufkraftniveaus auf, da Lohnniveaus langfristig nicht mehr an die örtlichen Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten gebunden sind.


Eine Branche, die in naher Zukunft vermehrt Zuspruch bekommen wird, ist jene der Co-Working-Spaces. Aktuell hauptsächlich von JungunternehmerInnen und Startups genutzt, kann genau so ein Modell auch innerbetrieblich ein Angebot für die MitarbeiterInnen sein, das genau zwischen HOME und OFFICE liegt. Oft liegen Konzernzentralen außerhalb der Stadtzentren und sind damit für viele (potenzielle) MitarbeiterInnen nur schwer erreichbar. Wieso nicht eine Fläche nahe einem verkehrsgünstigen Knotenpunktes so ausstatten, dass die Wegstrecke für MitarbeiterInnen gering, die Infrastruktur vorhanden, der direkte Austausch noch ausreichend möglich und auch versicherungstechnisch keine Probleme entstehen. Im Sinne des Sharing gilt es auch hier über die gewohnten Unternehmensgrenzen zu denken und – wie schon in der Vergangenheit bei Ausbildungsverbünden – einen CoWorkingCluster aus mehreren Unternehmen zu bilden… vielleicht sogar unter Einbindung von Ausbildungsstätten, Schulen oder Universitäten.


Diese Überlegungen sind nur Beispiele für unzählbar vielen Lösungen, die vielleicht genau für Ihr Business passen könnten. Vielleicht braucht es aber gerade für Ihr Unternehmen ganz andere Ansätze. Dann gilt es für diese Zeit, Raum und Möglichkeiten zu schaffen um diese gegenwarts- und zukunftstauglich in die Welt zu bringen. Eines ist sicher – die Arbeitsmärkte werden sich in der Post-Corona-Ära teilweise neu organisieren und mit Ihnen die Unternehmen, die in diesen Märkten erfolgreich agieren wollen.


Viele Themen sind an dieser Stelle noch nicht angesprochen. Work-Life-Balance, Betriebliche Gesundheitsförderung, spezifische Formen der Kommunikation, Versicherungs- und Haftungsfragen, und, und, und…. die Felder sind nun gepflügt und können bzw. müssen zeitnah neu bestellt werden.


Ich freue mich auf Ihre Kommentare, Gedanken und Ergänzungen im Kommentarfeld.

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